2018teil3



27.07. Zweiter Tag auf der Hochseeinsel. Gerne wollen wir uns die kleine Nachbarinsel Düne ansehen. Dort sollen auch die Robben zu finden sein. Leider müssen wir feststellen, dass Hunde dort nicht mit hin dürfen. Auch mit dem eigenen Boot darf man nicht rüberfahren. Dorthin fahren nur Shuttle-Boote.


Bei der Hitze können wir aber unmöglich die Hunde in der Kajüte lassen. Also hilft alles nichts - ich fahre allein zur Düne, will ich doch unbedingt die Robben aus nächster Nähe und in Freiheit sehen. Berti und die Hunde warten derweil an einem schattigen Plätzchen.


Eine wunder-, wunderschöne Insel erwartet mich. Endlose weiße Strände und kristallklares Wasser. Viele Urlauber verbringen offensichtlich hier den ganzen Tag.


Möwen über Möwen! Jetzt habe ich mich schon um die halbe Insel geschleppt und noch keine einzige Robbe ist zu sehen. 
Aber als ich mich aus Versehen dieser kleinen Baby-Möwe nähere, werde ich doch wahrhaftig von zwei anderen Möwen attackiert. Vermutlich von den Eltern? Was kann ich dafür, wenn "das Kind" da am Strand sitzt!? Zum Glück habe ich wegen der Hitze sowieso schon meine Schuhe aus und in der Hand und kann mich wehren. Bloß schnell weg hier!


Dann endlich, nachdem ich fast einmal um die ganze Insel gestapft bin und gefühlt schon selbst eine Temperatur von 48 Grad angenommen habe, sehe ich sie endlich. Meine Robben! Wäre ich doch bloß in die andere Richtung losgelaufen!


Aber niedlich sind sie!


Zurück nach Helgoland zu Berti, Cupper und Timsen. 


Später raffe ich mich doch noch auf, zollfrei einkaufen zu gehen, während Berti ein Bad nimmt. Auch andere Bootsnachbarn springen ins Wasser mit den Worten: "Jetzt war ich aber auch wirklich kurz vor der Selbstentzündung!" Was für ein Sommer!


Hier wird Berti zum letzten Mal in seiner Badehose gesehen. Anschließend ist sie verschwunden. (Bis heute gibt es dafür keine Erklärung.)


Außerdem holen wir uns Helgoländer Knieper. Die gibt es ja nur auf Helgoland, also können wir diese Erfahrung nicht auslassen! Nicht gerade billig (eine Portion 18 €) - aber ausgesprochen lecker und sehr zu empfehlen.


Der nächste Morgen. Eigentlich wollten wir weiterfahren. Aber die Wettervorhersage gefällt uns nicht. Schon über Nacht waren die Boote im Hafen mächtig durchgeschaukelt worden. Draußen steht jetzt eine heftige See an. Gewitterböen bis Orkanstärke sind vorausgesagt worden. Da verlängern wir lieber noch mal.

Da die großen Passagierschiffe nicht in den Hafen dürfen, werden die Besucher mit den hiesigen Börtebooten an Land gebracht. Dieses Privileg lassen sich die Helgoländer nicht nehmen. Zwischendurch glaubt man an eine Invasion. 


Kühle Getränke bei einem Schwätzchen mit netten Leuten gehen eigentlich immer ;-)


Abends geht es mit den Bootsnachbarn zur angesagtesten Pizzeria Helgolands. Entsprechend voll ist es dort. Nach einiger Wartezeit wird aber ein Tisch frei. Bis auf die Tatsache, dass Berti seinen Timsen an meinen Hocker gebunden hatte und der mir den dann im Liebesrausch blitzartig unterm Hintern wegzog... ein gelungener Abend. Die Pizza war wirklich hervorragend und ich kam mit blauen Flecken davon!
Einen Absacker gibt es dann noch im Vereinsheim im Hafen.


29.07.
Heute geht es dann weiter zur Insel Sylt. Wir tanken noch fix auf Helgoland und starten um 11:10 Uhr. Momentan ist das Wetter noch ruhig. Spannend  wird es wieder ab Sicht auf Sylt. Wind und Wellenhöhe haben deutlich zugenommen und so ist wieder Vorsicht angesagt beim Einlaufen in den Hafen.


Alles geht gut. Hafen Hörnum auf Sylt erreicht.


Wir haben einen schönen Platz gefunden. Die Gebühren für den Hafen und ein sehr neues, ausgezeichnetes Sanitärgebäude sind auch okay. Wir bezahlen 18 € für 8,5 Meter Boot. Alles andere ist inklusive. Nichts mehr extra.


30.07.
So, da sind wir also, auf Sylt. Timsi wird zum Tagesanfang noch mal abgekühlt. Mit seinem schwarzen Pullover ist auch wirklich jeder dieser Hitze-Tage eine Tortur für ihn. 


Für zwei mal 9,90 € fahren wir mit dem Bus nach Westerland. Das ist offensichtlich der Hauptort hier. Bahnhof, Autoent- und -verladung, Porsche, Mercedes, Ferrari... All so was fährt hier rum. Die Stadt selbst ist eher "altbacken". Da haben wir schon schönere Städte gesehen. 


Aber ordentlich was los, viele Geschäfte und Kneipen. 


Zur Seeseite liegen sie wie die Ölsardinen am Strand, die Menschen. Egal, Hauptsache Sylt!


31.07. Heute fahren wir mit dem Bus über die Insel. Die Sansibar muss in Augenschein genommen werden. Danach soll es noch weitergehen bis Kampen und List.
Die Landstraße zieht sich außerhalb der Ortschaften durch eine wirklich schöne Dünenlandschaft. Die Haltestelle "Sansibar" ist nicht zu übersehen.


Wer möchte, kann sich die 200 Meter bis zur Bar shuttlen lassen, mit Mercedes natürlich in schwarz. Wir haben es aber auf eigenen Füßen / Pfoten geschafft.
Die Sansibar selbst entpuppt sich als eine erstklassig vermarktete Holzbaracke zwischen den Dünen. Mehr nicht. 
Auf einer Bank sitzend gönnen wir uns ein Bier. Dann nähert sich von Backbord ein wirklich buckliger, gebeugter, alter Mann in Arbeitskleidung. Und man glaubt es kaum, unbemerkt von den vielen Semi-Promis und deren Gefolge, sammelt er die Kippen und den sichtbaren Wohlstandsmüll dieser Gesellschaft aus dem Sand. 
Als wir uns dafür bei ihm bedanken, setzt er sich zu uns und fängt an zu erzählen. 84 Jahre ist er alt, früher war er Seefahrer, die Frau ist früh verstorben. Unzählige Geschichten über Sylt, seine Heimat. Über eine Stunde hören wir ihm zu. Wir haben den Eindruck, dass er mit sich im Reinen ist. Als wir uns verabschieden, steckt er uns noch ein paar Schachteln Sansibar-Streichhölzer zu, falls wir mal ein  "Notsignal" geben müssten, sagt er!


Typische Dünenlandschaft auf Sylt


Angekommen in List.


Das Hafenviertel ist ganz nett. Hier kann man eine Weile verbringen.


Und es gibt natürlich Gosch, Gosch und nochmal Gosch. Auch wir probieren ein paar Kleinigkeiten. Und weil es so lecker ist, lassen wir uns gleich noch eine Tüte zum mitnehmen zusammenstellen.


Dann tauchen plötzlich etliche Erwachsene mit rot-weißen Zipfelmützen auf. Gerade fragen wir uns noch, was mit denen nicht stimmt...


... als auch der dazu gehörige Kutter mit kleinen Piraten in See sticht. 


Und auf dem Rückweg zum Boot, Bahnhof Westerland. Hier ist das Ende der nördlichen Busroute erreicht und wir müssen in den Südbus umsteigen.


Warten auf den Bus. Es ist seit Tagen so heiß. Die Hunde nutzen jede Gelegenheit, um sich hinzulegen und auszuruhen. Freiwillig wird bei der Hitze nicht mehr gearbeitet.


Unsere beiden tierischen Mitreisenden beanspruchen außerdem ordentlich Platz in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber das lässt sich gerade nicht ändern.
Zurück im Sylter Yachtclub. Hafen Hörnum.


01.08.
Der nächste Morgen - wieder herrlichstes Sommerwetter. Gegen 10:30 Uhr geht es los; wir legen ab in Richtung Amrum. 


Glattes Wasser, gute Sicht, mit gut erkennbarer Betonnung und Robbensichtungen.


Nordseeinsel Amrum


Hafen Wittdün auf Amrum. Wir hatten mit der netten Hafenmeisterin telefoniert und um ein Plätzchen gebeten, wo wir nicht trocken fallen würden. Sie hatte uns den Ponton gegenüber vom Seenotrettungskreuzer empfohlen, der würde zeitnah frei werden. 
Besser kann es nicht laufen. Der Ponton ist die erste Wahl. Timsen nimmt ihn gleich in Beschlag und inspiziert ab sofort alles, was ein- und ausfährt.


Blick von "unserem" Ponton. Im Laufe des Abends legten sich mehr und mehr Boote ins Päckchen. Aber selbstredend legt sich niemand an ein Schlauchboot, man empfindet uns wahrscheinlich als zu klein und leicht. Aber das macht unser Gehirn, Schlauchboot eben, obwohl man an unsere drei Tonnen und knapp 9 Meter Länge bedenkenlos längsseits gehen könnte.
Aber gut - "Privatsteg und Alleinlage" - kann man mit leben!


Der nächste Morgen, 05:45 Uhr.


Hafenhaus 


In Ruhe frühstücken wir, während Timsen tapfer Ausguck hält.


Am späten Vormittag kommen wir los. Das Nordseewasser hatte sich verabschiedet.


Knapp vier Kilometer geht es per Pedes entlang des Watts über einen sonnigen, heißen Küstenweg in Richtung Nebel. In einer Reportage hatten wir mal gesehen, dass die Friesentorte in Nebel etwas ganz, ganz Besonderes ist, und man sie unbedingt probieren sollte.
Auch andere Tiere tun es unseren Hunden gleich und werfen sich bei jeder Möglichkeit auf die Seite, um bei der sengenden Hitze Energie zu sparen. 
Die komplette körperliche Leistung wird auf's Ein- und Ausatmen beschränkt.


Dass Boote im Schlick liegen, daran müssen wir uns als Ostseefahrer noch gewöhnen. Wir bedauern sie.


Endlich in Nebel angekommen, ein sehr, sehr beschauliches Örtchen. Und endlich mal keine Semi-Promis, sondern Menschen, die einfach die Schönheit der Insel genießen, anstatt sich selbst darzustellen.
Nach der Wanderung durch die Sonne haben Mensch und Tier auch genug und mit etwas Mühe finden wir ein schattiges Plätzchen.
Für Berti gibt's ein Bier und einen Friesenburger, keine Friesentorte, aber identischer Aufbau: Teig, fette Sahne, Pflaumenmus, wieder fette Sahne und der Teigdeckel.
Anschließend noch immer keine Lust aufzustehen, also noch zwei Seccos hinterher bestellt, einmal Limette, einmal Erdbeere. So darf man dann noch mal sitzenbleiben.


In der gleichen Reportage berichtete Katja Ebstein von der "Blauen Maus". In dieser Gaststätte sei sie oft zugegen. Die Kneipe sei mit allerhand Strandgut und ausgefallenem "Gedöns" dekoriert. In ihrer Wahlheimat Amrum liebe sie besonders die ausgefallenen Angebote der Gaststätte. Unter anderem erwähnte sie den dort erhältlichen, besonders scharfen Schnaps "Strandhafer".
Davon wollten wir unbedingt eine Flasche als Urlaubsmitbringsel kaufen. Und die Realität???
Nachdem wir stundenlang durch die Sonne gelaufen sind, halb verdurstet und dehydriert, stellen wir fest:
Donnerstag Ruhetag.


Also schleppen wir uns mit letzter Kraft zurück zum Hafen.


Kalte Getränke für alle, Hunde mit Wasser abkühlen und nur noch ausruhen. Den Cobb-Grill werfen wir noch an, hatten auf dem Rückweg noch etwas Grillgut eingekauft.
Dann muss noch ein Plan her für morgen. Wir wollen Richtung Süden, zu den Ostfriesen. Aber wir müssen noch Diesel bunkern. Amrum negativ / Föhr negativ!
Deshalb planen wir einen Bunkerzwischenstopp noch einmal auf Helgoland. Liegt ja quasi auf dem Weg und das Wetter soll ruhig werden.


Auf Wiedersehen, Amrum, gegen 08:30 Uhr, mit ablaufendem Wasser. Glatte See, gute Betonnung im Rütergatt und Robbensichtungen. So tuckern wir mit ca. 5 kn nach Helgoland. Wir können wegen des Tiefgangs sowieso erst ca. 2,5 Std. vor Hochwasser an die Tankstelle.


Nach relativ kurzer Zeit: Helgoland in Sicht?
Nein, es handelt sich um das Wrack des Holzfrachters Pallas, welches bei Niedrigwasser so deutlich aus dem Wasser ragt.
Das 147 m lange, stählerne Frachtschiff fuhr unter der Flagge der Bahamas und lief am 29.10.1998 südwestlich von Amrum auf Grund, nachdem 4 Tage zuvor an Bord ein Feuer ausgebrochen war. Selbst starke Schlepper hatten es nicht geschafft, dass Schiff freizuschleppen. Seitdem rostet es hier vor sich hin, von der damaligen Umweltkatastrophe durch ausgetretenes Schweröl mal abgesehen.


Und wieder Helgoland. Nach dem Tanken werden wir vom Hafenmeister mit den Worten: "Da seid ihr ja wieder!" begrüßt. Fast an der gleichen Stelle bekommen wir ein Plätzchen. Glück gehabt.


04.08. Heute geht's zu den Ostfriesen.


Auf den Reeden von Jade und Ems dümpeln allerlei Schiffsriesen, die auf Einfahrt und Lotsenübernahmen warten. Pilot-Boote fahren ständig hin und her.


Auf telefonische Nachfrage antwortet Hafenmeister Tom von Wangerooge: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst - reservieren is nich! Aber gegen 15 Uhr einlaufen wäre günstig. Da verlassen die ersten Yachten den Hafen wieder."
Gesagt - getan, genau die passende (letzte) Lücke am Steg gefunden und angelegt. Eine halbe Stunde später hätten wir keine Chance mehr gehabt. Die Boote legen bereits wieder im Päckchen an.
Was hätten wir denn gemacht ohne die passende Lücke? Hier geht man eben nicht zur Not irgendwo vor Anker, wie in der Ostsee. Weil es hier außerhalb der guten Plätze zwischendurch einfach kein Wasser gibt.
Ich glaube, man kann sich die Aufregung während jeder Überfahrt nicht wirklich vorstellen. Und schon gar nicht die Erleichterung, wenn man es geschafft hat, einen geeigneten Platz zu finden. Ich gebe zu, bei mir ging das mehrfach mit fließenden Freudentränen einher. Ich bin aber auch immer so emotional unterwegs ;-)


Abends, nachdem es sich endlich ein wenig abgekühlt hat, gehen wir noch am Südstrand spazieren und lassen die Hunde toben.

 
Absolute Bilderbuch - Idylle am einsamen Strand von Wangerooge.
  

Zurück im Hafen. 


Für die Neuankömmlinge in Deutschland und für die, die in Helgoland mehr als erlaubt zollfrei eingekauft haben.. Hier darf man bei Bedarf bzw. wenn gewollt, erst mal vorstellig werden. 
Tatsächlich schleicht ein Zollbeamter auf dem Steg entlang und mustert die Boote. Vermutlich traut er unserem "Schlauchi" nicht zu, gerade von Helgoland gekommen zu sein. Soll ich jetzt schreiben, zum Glück?!?!?


Abends geht es früh in die Kojen. Morgen werden wir uns Wangerooge ansehen.
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