2018teil2


24.07.
Die Müdigkeit hatte über den Straßenlärm gesiegt. Morgens fährt Berti mit Curti (Bordfahrrad Nr. 1) fix was Einkaufen. Eigentlich war fast alles alle. Und so musste Bier, Wurst, Käse und auch Wasser besorgt werden. Curti ist während der letzten Urlaube zu einem echten Lastenesel geworden.
Dann geht es aber auch weiter, gemächlich gegen den Strom in Richtung Bremerhaven.


Es ist wieder so ein heißer Tag. Fast nicht zu ertragen.
 

Die lange Mauer, an der wir vorbeifahren ist außergewöhnlich schön bemalt.


In Bremen Vegesack liegt ein alter Rahsegel, ein einzigartiges Stück maritimer Geschichte. Das letzte deutsche Vollschiff (Großseglertyp mit mindestens drei, sämtlich vollständig rahgetakelten, Masten) wird als maritimes Kulturdenkmal vom "Deutschen Schulschiff-Verein e.V. Bremen" erhalten.


Hier kann man die Strömung deutlich sehen. Da muss man beim Navigieren schon ganz gut aufpassen, wenn man da landen will, wo man es geplant hat.


Lürssen-Werft ... 


... und die dazugehörigen Superyachten. Privater Wahnsinn auf dem Wasser!


Wieder eine Badepause. Anders ist die Hitze einfach nicht zu ertragen.


Ridgebacks spielen sooooohhh gerne im Sand.


Der Trend geht eindeutig zur Zweitbrille.


Bremerhaven.


In Bremerhaven biegen wir dann ab und fahren in die Geeste ein. Wir wollen über den Weser-Elbe-Wasserweg in Richtung Elbe fahren.


Wir müssen also durch die Schleuse. Auf dem Weg dorthin wird das Wasser immer weniger. Unsere große Sorge zeigt sich dadurch, dass vor Anspannung kaum noch gesprochen wird an Bord. Von der Schleuse selbst habe ich vor Aufregung nicht mal mehr ein Foto gemacht.


Aber wir haben es geschafft und wieder Wasser unter dem Kiel. 

Vor der Schleuse belehrte uns noch der Schleusenwärter, aus wie vielen Teilen sich der Wasserweg zusammensetzt und dass man höchstens 8 km/h zu fahren hat. Er habe schlechte Erfahrungen mit Schlauchbootfahrern gemacht und konspirativ arbeitende Angler würden ihm sofort Meldung machen bei Geschwindigkeitsüberschreitungen. In Otterndorf würde in diesem Fall dann schon die Wasserschutzpolizei auf uns warten!
Wir versprachen, lieb zu sein und alle Regeln zu befolgen!


Unser "Aufklärer" im Bug.


Vor der nächsten Schleuse steht für uns völlig überraschend ein Bezahlautomat. Keine Wahl: "Bitte zahlen Sie für die Befahrung des Wasserweges und für die zweifache Benutzung einen Betrag von 8 €!"
Diese Info stand im Vorfeld nirgendwo geschrieben. Wenn wir nun kein passendes Geld hätten? Außerdem wollen wir die Schleuse doch nur einmal benutzen. 
Es nützt nichts - wir zahlen.


Bad Bederkesa. Schöner Stadtanleger und auf der anderen Seite ein gemütliches Restaurant. Natürlich kehren wir dort noch ein.
Das Restaurant ist traumhaft gelegen an Niedersachsens größtem Binnensee . Obwohl wir in der Ferne einen Steg sehen, an dem Segelboote liegen, erfahren wir, dass es keinen befahrbaren Zufluss gibt und dass der See nur ca. 1,2 Meter tief ist.


Abends unterhalten wir uns noch mit einem netten Bootsnachbarn. Wir erzählen auch, dass wir die einzelnen Nord- und Ostfriesischen Inseln und Helgoland anlaufen wollen. Er rät uns dann, am besten zuerst nach Helgoland zu fahren, weil die Nordsee zur Zeit ein "Ententeich" sei, also ganz zahm und ohne Wellen. Diesen Rat wollen wir gerne befolgen.


So geht es frohen Mutes am nächsten Morgen weiter.


Unterwegs färbt sich das Wasser dann mal so richtig grün.


Jetzt wird es so langsam richtig aufregend. Wir sind noch nie selbst auf der Nordsee gefahren. Zwar haben wir im April diesen Jahres extra noch einen Wochenendkurs dafür gemacht, aber jetzt scheint tatsächlich der Ernstfall einzutreten.


Warten vor der Schleuse Otterndorf ab ca. 12:00 Uhr. Die bisher erlebte Hochspannung rafft alle dahin.


Der Schleusenwärter prognostiziert eine gezeitenabhängige Schleusung ab ca.16:00 Uhr. Danach sind wir dann unwiderruflich auf der Nordsee.


Wegen dieser Schleusendurchfahrt müssen wir paradoxerweise warten, bis genug Wasser abgelaufen ist, damit es mit der Durchfahrtshöhe passt. Aber haben wir dann auf der anderen Seite noch genug Tiefgang? Die nächste Sorge!
Seit Stunden ablaufendes Wasser. Mit unserer Höhe von ca. 2,40 Meter werden wir gegen 17:00 Uhr endlich geschleust.


Auf der anderen Seite ist tatsächlich nur noch verdammt wenig Wasser vorhanden. Wir passen ganz genau auf, dass wir die Wasserstraße nicht verlassen. 


Links und rechts davon stehen die Leute bis zum Knöchel im Wasser. 


Wir "zittern" uns vorsichtig bis ins tiefe Fahrwasser. Kurze Zeit später haben wir es geschafft. Genügend Wasser vorhanden, also erst mal nach Cuxhaven! Endlich mit den Großen tanzen. Tanzen im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf der Elbe erwartete uns eine 3-Meter-Welle. 
Aber ein zurück gibt es nicht mehr. Das Wasser hinter uns ist inzwischen nicht mehr tief genug.


Cuxhaven. Hier haben wir uns den Anleger wirklich verdient! Ein paar Freudentränen kullern über mein Gesicht und die Hunde sind auch froh über festen Boden unter den Pfoten.


Nach kurzem Ausruhen gehen wir dann doch noch mal los, um wenigstens das unmittelbare Umfeld zur erkunden.


Unterwegs lassen wir uns in einem Lokal das Essen schmecken - ich bekomme meine lang ersehnten Nordseekrabben, auf die ich mich schon die ganze Reise über gefreut hatte.


Zum Ende des Spaziergangs nehmen wir noch ein Jever auf der Dachterrasse im Hafen und genießen die Abendstimmung.


Die ruhige, quasi tiefenentspannte Nacht wich - dank Timsens üblichen Aufweckprocederes - schnell einer quälenden, heißen Morgensonne. Ein paar Dinge mussten noch eingekauft werden. Also Curti geweckt und ab Richtung Stadt. 
Zurück an Bord der übliche Ablauf: Curti verstaut, Waschkarte weggebracht, Wasser nachgefüllt, T-Shirt durchgeschwitzt, Ströme ab, zwischendurch in die (von mir zubereiteten) Brötchen gebissen, Bootsdaten für den Tag notiert und an der SB-Tankstelle ein paar Liter Diesel getankt. Aber dann, dann geht es endlich los, wir fahren nach Helgoland!


Helgoland in Sicht.
Erster Versuch - Südhafen. Aber keine Chance, alles voll. Einzige Alternative ist der Nord-Ost-Hafen. 


Tatsächlich sehen wir EINEN freien Platz. Wir machen fest und werden Sekunden später von einem Menschen angesprochen, der uns mitteilt, dass wir hier nicht bleiben können. Er heißt Egon, ist Mitglied im WSV Helgoland und betont, dass mindestens bis Mitte August definitiv alles ausgebucht ist. Er schickt uns zu einem anderen Platz, von dem er aber auch nicht weiß, ob er wirklich frei ist über Nacht. Auf die Frage, wann wir denn verlässliche Antworten bekommen könnten, verweist er auf den Hafenmeister, der gegen 17:00 Uhr erscheinen würde.
Große Panik breitet sich aus. Was, wenn wir am Abend noch weggeschickt werden? Wir können doch nicht an anderen Booten ins Päckchen gehen. Unsere Riesenhunde (Timsen mit 45 kg und Cupper mit 61 kg) mal eben über fremde Boote klettern lassen? Wem sollen wir das zumuten? Ankern geht hier auch nicht, ein Desaster!
Es ist so nervenaufreibend, dass wir sogar in Streit geraten. Wenn wir jetzt keine Lösung finden... Die Nerven liegen blank. Man kann ja hier in der Nordsee nicht mal einfach irgendwohin weiterfahren. Vielleicht ist ja zur Ankunftszeit gerade kein Wasser vorhanden. Verdammt!
Ich kann Berti mit Begriffen wie Seemannschafft usw. dann doch überzeugen, dass man uns nicht "in den sicheren Tod" schicken wird und wir bleiben.
Später taucht ein Sunnyboy von Hafenmeister auf und ich schleiche mich ganz lieb hin und frage, ob wir über Nacht bleiben dürfen. Obwohl es so voll ist im Hafen, gibt er sein OK. Der eigentliche Inhaber des Liegeplatzes ist wohl zur Zeit unterwegs. Gott sei Dank!!!!


Also anstoßen, mal wieder Freudentränen der Erleichterung und nach kurzem Heulen und ein paar Minuten Ausruhen sofort ausgehfertig gemacht.


Unser schöner Liegeplatz.


Und dann geht die Exkursion los.


Sonne, Sonne & Sonne...


Blick von Helgoland zur Nachbarinsel Düne.


Nach etlichen Kilometern oben auf den Felsen. Wir haben das Gefühl, durch die Wüste zu stapfen, zu verdursten und überhaupt... 
Jedenfalls ist die Hitze nicht zu ertragen und wir denken, viele andere sind zeitgleich für das, was wir hier durchmachen, ganz weit in den Süden gefahren.


Blick auf den Südhafen.


Tapfer klettern wir weiter nach oben, schließlich wollen wir die Insel umrunden.


Ganz hinten ist schon die lange Anna zu sehen. Unterwegs findet man einige Hinweistafeln zur Geschichte Helgolands.


Lummenfelsen


Die lange Anna.


So fühlen sich zur Zeit wohl alle Menschen!


Auf einen Absacker kehren wir nach dem Mega-Gang in der "Bunten Kuh" ein. Wir haben das Glück, dass bei unserer Ankunft gerade ein Tisch frei wird.


Da sind wir fast wieder zurück. Blick von oben auf "unseren" Hafen.
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